Vita
Mit seinem umfangreichen und vielseitigen Werk als Maler und Zeichner gehört Ole West weit über seine norddeutsche Heimat hinaus zu den bekannten Künstlern in Deutschland. Aber trotz des auch bundesweiten und internationalen Echos auf seine Arbeiten bleibt West ein Maler des Nordens, ein Künstler der Küste. Dort kommt er her, dort fühlt er sich eins mit der Landschaft und ist den Leuten verbunden. Und natürlich findet er hier die meisten seiner Motive: Schiffe und Seezeichen, Wasser und Tideufer, prägende und verborgene Elemente von Städten und Gebäuden an den Küsten gehören zu den immer wiederkehrenden, aber sich auch ständig wandelnden Themen seiner Werke.
Begonnen hat alles 1953 in Wedel an der Elbe, ganz nah bei Hamburg, ebenfalls an der Elbe, dort wird Ole West geboren. Sein Vater Gerhard, Kunsterzieher und Maler mit eigenen maritimen Wurzeln an der mecklenburgischen Küste, fördert den offenkundig begabten Sohn, und bereits mit 12 Jahren erhält das junge Talent Zeichenunterricht beim lokalen Kunstmaler Albert-Ludwig Glaser. Malerei sowie Buchillustrationen für Kinder und Jugendliche sind Schwerpunkte seines Studiums bei den Professoren Siegfried Oelke und Manfred Grossmann von 1975 bis 1979 an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg. Erste Berufspraxis erhält der frische Diplom - Designer dann beim NDR, bei dessen Tochter Studio Hamburg und beim Ernst - Deutsch –Theater. Hier entstehen Entwürfe für Film - und Theaterkulissen und für Messestände.
Seit 1982 arbeitet Ole West dann als freier Maler und Zeichner, seit 1984 auf der Nordseeinsel Norderney, nahe dem Strand, mitten in den Dünen. Seine Malschule für Erwachsene entsteht hier und besteht fünf Jahre lang. Und hier entwickelt er Ende der 80er Jahre eine der künstlerischen Konstanten, die seine Arbeit und das Bild, das die Menschen von ihm haben, bis heute nachhaltig prägen: "Ole West, das ist doch der mit den Leuchttürmen". "Und mit den Seekarten" muss man hinzufügen, denn diese Kombination kennt man tatsächlich überall im Norden: Leuchtfeuer, Seezeichen, typische Stadt- und Landschaftselemente auf Seekarten in kreativer Mischtechnik. Kleine, limitierte Editionen und Drucke in hohen Auflagen, die haben ihn bekannt und beliebt gemacht.
Von seinem Lebensmittelpunkt in Norderney aus erweitert er ständig seinen Radius und seinen Horizont: Stadtmaler in Bad Bentheim, der Heimat seiner Frau Elke, Dorfmaler in Unterlüß, wo er mit einer Grafiksammlung im Albert-König-Museum vertreten ist. Studienreisen führen ihn durch ganz Europa und in die USA. Überall entstehen Zyklen mit regionalen Motiven: Aquarelle, Zeichnungen, Ölbilder, und natürlich auch Leuchttürme auch auf fremden Seekarten. Überall in Deutschland stellt er in den Folgejahren seine Arbeiten vor, aber auch in Holland und Dänemark und mehrmals in New York. Und es ist eben nicht nur "Maritimes", was von privaten und öffentlichen Sammlern gekauft wird. Der technischen Vielfalt des Künstlers entsprechen vielfältige andere Motive und Motivreihen: Blechspielzeuge und Strandgut, Lokomotiven, Blumen und vielfältig Kulinarisches. Da liegen Illustrationen für Kochbücher nahe, ein halbes Dutzend gibt es bereits.
Über Reisen nach Irland und Schottland sind erfolgreiche Bilderbände erschienen, und auch von der intensiven Beschäftigung mit Küsten und Marschen, mit dem Binnenland und mit Städten im Norden zeugen zahlreiche Bücher.
Nach Irland, Schottland und Frankreich hat ihn auch das Fernsehen begleitet, vier größere Fernsehproduktionen des NDR widmen sich seiner Arbeit. Und Radio- und Zeitungsberichte regelmäßig auch.
Seine Bilder hängen in privaten und öffentlichen Sammlungen, in Museen und Rathäusern, sie werden in Einzelausstellungen und auf Messen präsentiert. Die jüngste Sammlung von Grafiken hat die Integrierte Gesamtschule in seiner alten und neuen Heimatstadt Wedel begonnen, in die er nach fast 25 Jahren auf Norderney im Dezember 2008 wieder zurückgekehrt ist. Auch der Tidenhub-Verlag, der die Bücher, die hochwertigen Reproduktionen und eine umfangreiche Kunstkartenedition des Künstlers herausgibt und dessen Geschäftsführer Ehefrau Elke West und Michael Rohde sind, hat seit 2009 seinen Sitz in Wedel. Die erste große Ausstellung in Wedel, 55 Jahre nach seiner Geburt, zeigt zum Jahreswechsel 2008/2009 das inzwischen immer breiter gewordene Spektrum seines Schaffens: Holzschnitte mit farbigen Details, zarte Zeichnungen von Landschaftselementen, Aquarelle von Elbemotiven, von Schlick und Gräben und Prielen. Ansichten der Stadt, von Denkmälern und Gebäuden, bunte Vögel in Öl, fremdartige Traumfiguren, überbordende Phantasieschiffe in kräftigen Farben und vielfältige übermalte Collagen. Und Dank und Anerkennung erhält er in seiner Stadt natürlich auch für seine Plakate zu regionalen Ereignissen: Zum Hafenfest, zum Ochsenmarkt, zur Kulturnacht. Natürlich ist Ole West in seinen Stilformen und seiner Themenvielfalt sehr präsent im Norden, aber er macht sich an anderer Stelle doch auch rar: Seine Bilder zieren weder Versandhauskataloge noch Möbelhäuser und die Händler, die seine Arbeiten verkaufen dürfen, sind handverlesen. Wenn er ein Motiv für die kommerzielle Nutzung freigibt, dann nur für sehr einzelne, sorgfältig ausgewählte Objekte in limitierter Auflage. Und trotz des großen Erfolges im Wedeler Rathaus wird dort nicht gleich die nächste Ausstellung vorbereitet. Die gibt es - und das erhöht die Spannung - erst zum Stadtjubiläum 2012.
Der Künstler wird im Norden sehr geliebt, das zeigen nicht nur die Auflagen von Grafiken, Bildern und Objekten, sondern auch die Besucherzahlen seiner regelmäßigen Ausstellungen und Signierstunden. Aber Ole West liebt diesen Norden auch, das zeigen alle seiner Werke.
Martin Schumacher